FRAUENDÄMMERUNG
Das andere Frauenbuch
In Abständen beschleicht den Autor dieser Seiten ein stilles Triumphieren. Dann nämlich, wenn Eröffnungen, die hier einst als Thesen, Anregungen oder selbst noch unbestätigte Vorhersagen fungierten, später anhand von Ereignissen oder Untersuchungen verifiziert werden konnten.
So war es, als neuere Erkenntnisse des Wissenschaftlers David Page das Y-Chromosom rehabilitierten, während ihm prominente Männerdämmerer hierzulande mit Hilfestellung allzu erpichter Männerhasser aus dem angelsächsischen Ausland den Garaus machen wollten. So auch, als Mythen über angebliche Vorzüge weiblicher Gehirn-Physiologie, die hier bereits verrissen worden waren, auch wissenschaftlich zerbröckelten. Als Politiker und andere begannen, in der alleinigen Mädchenförderung ein Bildungshindernis zu entdecken, oder als endlich auch in Managermagazinen der Mangel an Fachkräften mit der feministischen Bildungspolitik in Verbindung gebracht wurde. All dies und manches mehr war auf diesen Seiten thematisiert und erörtert worden, bevor es die restliche Gegenwart konkret zu bekümmern begann.
Auch neulich mußte DER MASKULIST in derartiger Weise schmunzeln: Anlaß gab die Besprechung des neu erschienenen Buches einer kanadischen Psychologin, die sich, durch das Aufräumen mit einigen neueren Mythen des Feminismus, den vielen Frauen zur Seite stellte, die ihren funktionierenden Verstand besser zu schätzen scheinen, als die schnöden Verheißungen des debilen Alphamädchen-Genderismus.
Im Schweizer Wochenmagazin DIE WELTWOCHE (12/2008, "Eine Frage der Hormone") rezensiert Beatrice Schlag Susan Pinkers "The Sexual Paradox", ein in der amerikanischen Presse bereits gut präsentiertes Buch, das in seinem Untertitel "den wahren Graben zwischen den Geschlechtern" zu beschreiben angibt. Einige der aus den Erhebungen und Recherchen der Autorin gewonnenen Ergebnisse lassen sich gut zuvor formulierten Befunden aus diesen Seiten gegenüberstellen.
Sehr wohltuend ist etwa die klarsichtige Unterscheidung zwischen dem schulischen Erfolg und dem weiteren Werdegang eines Menschen im Berufsleben. Daß sich hier oft Widersprüche auftun, konnte die Kinderpsychologin nach 20jähriger Erfahrung an den späteren Karrieren ihrer einstigen jungen Patienten erkennen: "Selbst von den jungen Männern, die vorzeitig von der Schule abgegangen waren, hatten doppelt so viele einen Job wie ihre ehemaligen Mitschülerinnen, und sie verdienten nicht nur mehr als diese, sondern auch mehr als gleichaltrige Frauen, die nie mit Lernschwierigkeiten zu kämpfen hatten." Denn "Noten", stellt die kluge Frau fest, "sagen vor allem eines: Mädchen im Schulalter sind durchschnittlich lernwilliger und disziplinierter als Buben." Und schließt plakativ: "Würde man die Zukunft allein aufgrund schulischer Leistungen voraussagen, wäre die Welt ein Matriarchat."
Nun DER MASKULIST im Jahr 2003:
Es ist... banal, auf das viel besungene "bessere Abschneiden" der jungen Damen bei Schulabschlüssen hinzuweisen, um das Gejammer für ihre anschließende "Benachteiligung" glaubwürdig zu machen, wie Umweltminister Trittin und andere "Frauenfreunde" zu tun pflegen. Erstens ist man sich heute als Bildungsverantwortlicher gar nicht mehr so sicher, ob es als politisch korrekt gesehen würde, Mädchen oder jungen Frauen schlechtere Noten zu vergeben und zweitens bedeuten gute Noten - so überraschend es klingt - nichts weiter als anpassungsfähiges Mittelmaß. Welche Noten oder Abschlüsse verbürgen uns denn die ministeriellen Fähigkeiten des genannten Herren, oder die seines Kollegen und Außenministers Fischer? Kann nicht gut sein, daß irgendwo in diesem Land eine Dame gleichen Jahrgangs wie Herr Trittin, welche einmal bessere Zeugnisse als er in der Sozialwirtschaft (Trittins Studium) errang, nur einen gewöhnlichen Arbeitstag als Angestellte oder Gruppenleiterin in den schattigen Räumen eines mittleren Unternehmens exerziert? Wäre dies eine Benachteiligung dieser Dame? Und falls, warum nicht auch eines jeden Mannes in ähnlicher Lage?
Wir wollen uns nicht weiter in die Gründe vertiefen, warum "gute Zeugnisse" nicht viel bezeugen, oder warum Albert Einstein trotz seiner gar nicht so rühmlichen Noten dennoch das Genie wurde, als welches wir ihn kennen. Die Prinzipien, Methoden und zu erwartenden Auswirkungen der staatsfeministischen Sturheit dürften bis hierhin genug beleuchtet worden sein...
Verblüffend ist Pinkers Feststellung, daß die Divergenz der Berufswahl zwischen den Geschlechtern in denjenigen Ländern eine größere ist, die wie "Kanada, Grossbritannien, Deutschland, der Schweiz, Norwegen und Japan... Frauen ein Höchstmass an Optionen bieten."
Aufgefallen? Es sind schlichtweg die Länder, in denen der Politfeminismus seine maßloseste Programmatik entfalten konnte. Das wird in der Rezension (und wohl auch im Buch) nicht explizit erwähnt. Es wird pauschal von "reichen Ländern" gesprochen, in denen, obwohl "Physikerinnen und Ingenieurinnen", die nach ihrem Studienabgang "im Durchschnitt ein Lohn, der 30 bis 50 Prozent über dem Anfangssalär für Absolventen anderer Fachrichtungen" erwartet, nur 5 Prozent der Frauen diese Fächer wählen, während es "auf den Philippinen, in Russland, Thailand, Polen und der Türkei" 30 Prozent tun! Den Zusammenhang dieser Zurückhaltung der Frauen mit dem Feminismus sprach DER MASKULIST bereits im Jahr 2002 aus und bestückte noch seinen Befund mit einer schlüssigen Frage. Wenn auch damals nur in Bezug auf europäische Statistiken, entnommen der Wochenzeitung DIE ZEIT:
Sind das vielleicht die Gründe, warum uns europäische Zahlen so seltsam vorkommen müssen? Denn - um bei unseren Hochschullehrerinnen zu bleiben - besetzten diese in Deutschland im Jahr 2000 nur 7 Prozent der professoralen Stellen. Im Mänaden-Staat Schweden, waren es im gleichen Jahr nur 12 Prozent. Aber in Portugal gab es der Professorinnen bereits 1997 17 Prozent und in Spanien 1998 15 Prozent. Selbst das "Macho-Land" Griechenland konnte schon 1997 mit 10 Prozent der begehrten Sorte an seinen Universitäten aufwarten! (Für die letzteren südlichen Länder sind diese Erhebungen etwas älter.) Wir wiederholen also hier gern unsere längst gestellte Frage: Hindert Feminismus die Frauen, indem er sie in jeder Lage so begünstigt, daß sie diese gar nicht erst ändern wollen?
Mithalten kann aber der vorauseilende MASKULIST auch bei der weniger politischen Erklärung des Phänomens dieser Divergenz. Pinker meint: "Wenn begabte Frauen lieber Ärztinnen als Physikerinnen, lieber Lehrerinnen als Ingenieurinnen werden wollen, ist das eine Option, mit Menschen zusammen zu sein statt mit Dingen." Pinkers "Dinge" wurden in einem der ältesten Schreiben auf dieser Homepage, einem Schreiben an die "Zeit"-Redakteurin Susanne Mayer im Jahr 1998 "Artefakte" genannt. Ich war in der etwas prekären Lage, Frau Doktor, die partout meinte, die Welt könnte repariert sein, wenn nur Männer und Frauen sich alle Tätigkeiten ausnahmslos teilen würden, folgendermaßen belehren zu müssen:
Denn unterschiedlich ist nicht nur die körperliche Beschaffenheit von Mann und Frau. Unterschiedlich ist auch das Verhalten beider Geschlechter z. B. in der Ausführung abstrakten Denkens, in der Weise, wie und mit welchen Prioritäten sie beide die Sprache als Werkzeug gebrauchen; es ist unterschiedlich in der Einbindung der Emotion im Denkprozeß, in der Haltung zu natürlichen Gegenständen gegenüber von durch Kultur erzeugten Artefakten, letzteres erweitert sich in unterschiedlichen Graden technischen Interesses, eine Differenz, die zusätzlich durch Verschiedenheit bei der räumlichen Wahrnehmung und der mathematischen Begabung von Mann und Frau unterstützt wird.
Schließlich reflektiert die kanadische Autorin auf die Psyche und ihre Chemie. "Die unverhohlene Lust, sich von klein auf überall und jederzeit mit andern zu messen", der Wettbewerb, sei (auch aufgrund des unterschiedlichen Adrenalinverhaltens bei beiden Geschlechtern) männlich. "Die Mädchen rannten am schnellsten allein, etwas weniger schnell im Wettkampf mit Buben und am langsamsten gegen Mädchen. Die Buben rannten am langsamsten allein und legten sowohl gegen Buben wie gegen Mädchen an Tempo deutlich zu... Jede Form von Wettbewerb erzeugt im männlichen Körper einen beflügelnden Adrenalinausstoss, während der Adrenalinspiegel im weiblichen Körper auch unter ausserordentlichem Druck kaum steigt."
Etwas übergreifender noch sah DER MASKULIST diese Neigung der "wunderbaren Jungen" am Ende seines Bildungsessays "Chronik einer Miß-Bildung" im Jahr 2002:
Die meisten Jungen bevorzugten Sport, bei dem sie Mann gegen Mann kämpfen können... und haben... Spaß daran, den Gegner zu besiegen..." (Prof. Dr. Christian Pfeiffer...). Dem hier... zitierten Politiker genügt offenbar diese Feststellung, um seine Schlußfolgerung der genetisch besseren Mädchen zu ziehen. Was "Gegner besiegen" bedeutet, fragt er sich nicht; es ist für ihn abgemacht: das Ausleben von Aggression. Dabei hätte er nur einmal um die Ecke zu denken brauchen und sich zu fragen, was das Prinzip eines fairen Wettbewerbs in dem - als von jeglichen destruktiven Umtrieben freien idealisierten - Sport bedeutet.
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Das Besiegen des Gegners (Wettbewerb), das Manövrieren in den riskantesten Situationen auf dem Skateboard (Erkundung der möglichen Reaktionsfähigkeit), das Halten des Unterarms bis zum Geht-nicht-mehr im Eiswasser (Erkundung der möglichen Selbstdisziplin), das alles hat mit Grenzen zu tun, und Grenzen sind da, wo sich die Wirklichkeit ihrem Ende zuneigt, also da, wo sie neu entstehen, sich erweitern soll. Das Kollektiv erlebt dergleichen in den Errungenschaften der Technik oder in den Sportrekorden.
Daß junge Männer sich derart exponieren (und dafür zahlen sie auch ihren Preis: ein Drittel mehr Jungen verunglücken beim Spielen) liegt an dem eben beschriebenen Reiz, dem einzig möglichen Fluß der Zeit nachzugehen, und der fließt gen Zukunft, ins Neue über, das dadurch ergattert wird, daß wir bereits Bestehendes (das Alte) bis zur Erfahrung seiner Grenzen ausloten, überwinden und - je nachdem - verwerfen oder neuen Bedingungen unterstellen. Es war schon immer der Duft der Zukunft und des Werdens, der Evolution selbst... was große Akte maskuliner Kreativität zeitigte...
Die Frage, ob Frauen im Beruf tatsächlich dasselbe wollen wie Männer, wenn sie die freie Wahl haben, stellte niemand", sinniert die Rezensentin zwischendurch. "Dabei macht die Wissenschaft zusehends die Vorstellung zunichte, dass männlich und weiblich auswechselbar, symmetrisch oder gar dasselbe seien." Letzteres ist richtig. Daß aber niemand die Frage, "ob Frauen im Beruf tatsächlich dasselbe wollen wie Männer", stelle, ist falsch. Vielmehr stimmt die Feststellung ein paar Sätze weiter, wonach das Voraussetzen "biologischer Unterschiede" in der politfeministischen Debatte "ein ideologisches Minenfeld" ist.
Auf gut deutsch: Das Diktat des Feminats ist noch wirksam. Die Affäre um den Harvard-Chef Larry Summers, der seinen Stuhl räumen mußte, weil Feministen und Emmas seine Entlassung angestrebt hatten, bloß weil er die Frage nach etwaigen, natürlich bedingten Vorlieben der Geschlechter im Vortragssaal aussprach, wobei einige der anwesenden Inquisitorinnen Probleme mit dem Atem bekamen, demonstrierte im Jahr 2005 die Unerbittlichkeit der manipulativen Macht Medusas. Auch Eva Hermans Geschichte gehört hierhin.
Deswegen sind Menschen gefragt, die sich nicht in öffentlichen Institutionen verdingen und so auf die Minen der Obskuranten so oft treten können, wie ihnen lieb ist. Bis einmal alle Minen gesprengt und alle Keulen abgenutzt sein werden. Solche Menschen bilden die Basis. Und unsere Basis wächst mit jedem Tag.
Ein gutes Buch wird es wohl sein, Susan Pinkers Buch für Menschen, die auch Frauenbücher lesen. Daß dies Maskulisten nun nicht unbedingt brauchen, sahen wir ja eben hier.
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