Girls' Day-2002 and the Day after
Dementsprechend fade ist das obligatorische Gewäsch der Mädchenzukunftsmacherinnen auf der Webseite von Girls' Day, wenn es darum geht, die Berücksichtigung der Jungen in ihrem Konzept zu beteuern: "Für die Jungen ergibt sich durch den Girls' Day ein außergewöhnlicher Schultag." Dem wollen wir ja nichts hinzufügen! "Mit vielen Themen und insbesondere auch mit Fragen zur Berufs- und Lebensplanung setzen sich Jungs unter sich anders auseinander als in der Gegenwart von Mädchen." Das klingt fast, als hätte man den Mädchen-Zukunftstag erfunden, damit die Jungen ihren geschlechtsspezifischen Anliegen ungestört nachgehen können. "Auch ihr Verhalten im Gespräch, ihre Strategien, Konflikte zu lösen (aha!), können die Schüler am Girls' Day in exklusiven Jungen-Gruppen (was frau nicht alles für die Jungen tut!) miteinander diskutieren und überprüfen. Sowohl im Unterricht als auch auf außerschulischen Veranstaltungen bietet sich somit am Mädchen-Zukunftstag den Jungen ebenfalls die Gelegenheit zu einer intensiven Auseinandersetzung mit persönlichen Berufs- und Lebenszielen."
Jungen haben also an diesem Tag "viele" Themen, denn "Berufs- und Lebensplanung" ist offenbar für Jungen kein Thema, dem sie sich explizit widmen sollten. Auch an diesem "außergewöhnlichen Schultag", nach welchem Mädchen ausschließlich über vergnügliche Kreativität zu berichten haben werden, sollen sich Jungen "mit vielen Themen", insbesondere wohl mit solchen über "Konflikte" auseinandersetzen, sich dabei in ihrem 'Verhalten überprüfen'.
Es paßt natürlich bestens dazu, wenn Jungen am Tag der Mädchenzukunft in den düsteren Räumen ihres Ausgegrenztseins etwas über die eigene Konfliktnatur und Aggressivität "unter sich" meditieren dürfen. Besser noch mit Parolen zu "Gewalt gegen Frauen" an Wänden und Tafeln, - ist das doch glatt die Thematik, die verantwortliche Ministerien demnächst europaweit in die Schulen hineintragen wollen! Nette Sprüche renommierter Bioethiker und wissenschaftliche Erkenntnisse namhafter Universitätsprofessoren über die biologische Bedenklichkeit, wenn nicht gar Nutzlosigkeit des männlichen Geschlechts könnten die Bereitschaft zu einer effizienteren Innenschau bei den jungen Männern erhöhen. Doch wir müssen leider die Zusammenstellung der Details den kundigen Experten überlassen.
Bei dem Versuch, Unternehmen für die Durchführung von Girls' Day-Aktivitäten zu gewinnen, wird unter anderem mit dem Spruch geworben: "Aufgrund der hohen Medienresonanz festigen Sie in der Öffentlichkeit Ihr positives Unternehmens-Image."
Doch eine besondere Resonanz erbrachte der Girls'Day-2002, am 25. April, nicht. Er verging sogar diesmal nahezu unbemerkt und das nicht weil die Aktionen weniger üppig als im vergangenen Jahr ausgefallen wären. Hauptgrund war eher, daß tags darauf ein Ereignis den deutschen Medienalltag und das Bewußtsein aller Bildungsverantwortlichen hierzulande vereinnahmte. Am 26. April betrat ein 19jähriger Mann und ehemaliger Schüler des Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt bewaffnet seine ehemalige Schule und richtete dort ein Blutbad an, in welchem 16 Menschen und er selbst starben.
Was aber hat dies mit dem Girls' Day vom Vortag zu tun? Sicher nichts, solange man nach offensichtlich kausalen Zusammenhängen sucht, die das eine als Ursache oder Wirkung des anderen erscheinen lassen sollen. Wir werden es dennoch nicht unterlassen, eine Chronik jener Entwicklungen im Schulwesen der letzten dreißig Jahren zu skizzieren, die zu den sexistisch-apartheidlichen Förderprogrammen der Art Girls' Day führten, und diese in den während der gleichen Zeit entstandenen Rahmen des politischen Umgangs mit geschlechtsspezifischen Belangen zu betrachten, um etwaige Wirkungen auf Jungen und Mädchen, Männer und Frauen ersichtlich werden zu lassen.
Schließlich wurde der Brauch nach amerikanischem Vorbild eingerichtet, und das US-Original wandelte sich unlängst zum "Girls' and Boys' Day" um, eine Wandlung, die man als Wirkung nicht zuletzt US-amerikanischer Maskulisten ansieht, denen es allmählich gelang, die Öffentlichkeit von den destruktiven Folgen einer apartheidlich-femosexistischen Schulpolitik zu überzeugen. Und kennen wir das Etikett eines amerikanischen Vorbildes nicht auch in bezug auf die zuerst dort aufgetretenen Schulmassaker?
