Harter Aufstieg, weicher Fall - Frauenkarrieren
Die in der einstmaligen DDR bestandene beinahe Gleichstellung in der Arbeitswelt ließ nach der Wiedervereinigung Deutschlands die Hoffnung schwinden, ähnliche Verhältnisse in den Westen zu übertragen. Vielmehr scheint die staatlich verordnete Gleichstellung des Kommandoregimes unter freien Verhältnissen rückläufig zu werden: In den vier Jahren zwischen 1995 und 1999 stieg der Anteil ostdeutscher Frauen, die bei einer Teilzeitarbeit bleiben wollten, um 13 Prozent, 51 Prozent der Frauen wünschten sich 1997 im Osten kürzere Arbeitszeiten. Eine Retraditionalisierung der Eheverhältnisse - zurück zum Ernährer- und Hausfrau-Modell - schreitet unter ostdeutschen Paaren in bemerkenswertem Maß voran. "Die geschlechtsspezifische häusliche Arbeitsteilung vertieft sich wieder… So wird das im Westen beliebteste Modell für Eltern (einer Vollzeit-einer Teilzeit) von Müttern kleiner Kinder nun auch im Osten mehrheitlich als das bevorzugte angesehen. Das früher dominierende Vollzeit-Vollzeit-Modell wünschte sich im Jahr 2000 nur noch jede fünfte Frau mit Kleinkind."2
Die Scheidungsgesetze der letzten Jahrzehnte sorgten zusätzlich dafür, daß für einmal geschiedene Frauen die Überlegung des Einstiegs in einen Beruf mehr als fraglich erscheint, weil dies den Unterhalt vom Ex-Ehemann, der mit dem Zusatz der Sozialhilfe und des Kinder- und Erziehungsgeldes das passende Sümmchen ausmacht, schmälern würde, und das will oft frau nicht, schon mal gar nicht als Ergebnis eigener fehlplazierter Tüchtigkeit. Diese gesetzlichen Maßnahmen machen die Ehe für Frauen finanziell nicht nur attraktiv, sie stiften gerade junge Frauen dazu an, die Möglichkeiten der Ehe wie der Scheidung als eine Option zu berücksichtigen. Es ist uns nicht mehr bekannt, welche Koryphäe der heutigen Damenkultur es war, die jenen triftigen Satz hinterließ, nach welchem eine Frau heutzutage etwas grundsätzlich falsch gemacht haben sollte, wenn sie nach ein paar Ehen und den dazu gehörigen Scheidungen immer noch zu keinem Porsche gekommen sei. Warum also hart aufzusteigen suchen, wenn das Frauensozialnetz, das der Staatsfeminismus väterlich ausbreitete, zum verlockenden Fall einlädt?
Sind das vielleicht die Gründe, warum uns europäische Zahlen so seltsam vorkommen müssen? Denn - um bei unseren Hochschullehrerinnen zu bleiben - besetzten diese in Deutschland im Jahr 2000 nur 7 Prozent der professoralen Stellen. Im Mänaden-Staat Schweden, waren es im gleichen Jahr nur 12 Prozent. Aber in Portugal gab es der Professorinnen bereits 1997 17 Prozent und in Spanien 1998 15 Prozent. Selbst das 'Macho-Land' Griechenland konnte schon 1997 mit 10 Prozent der begehrten Sorte an seinen Universitäten aufwarten!3 (Für die letzteren südlichen Länder sind diese Erhebungen etwas älter.) Wir wiederholen also hier gern unsere längst gestellte Frage: Hindert Feminismus die Frauen, indem er sie in jeder Lage so begünstigt, daß sie diese gar nicht erst ändern wollen? Wie sprach unsere Expertin Funder weiter oben: "Sind Frauen nicht schlauer, weil sie das [ihren Aufstieg] gar nicht wollen?"
